Urlaub mit Folgen - Teil 4

Veröffentlicht auf von Ghost

Das Telefon klingelt. Doreen nimmt ab: „Ja?“
Die Mutter ist am anderen Ende und wollte ihre beiden Kinder nur wecken. Eine halbe Stunde später holen sie sie zum Frühstück ab.
Ein riesiges Buffett ist aufgebaut. Darauf stehen teils deutsche teils türkische Sachen. Doreen fängt heute mal mit was deutschem an. Also ihrem Müsli.

Doreen glaubte, der Badespaß würde nun endlich losgehen und der Urlaub nun auch wirklich wie Urlaub werden. Die Eltern hatten aber leider schon andere Pläne. Und Doreen kann sich nicht von den Eltern trennen, weil diese ihre Tochter mit in den Urlaub genommen haben, um sie endlich mal etwas mehr zu sehen als zu Hause.

Die Familie steigt in den hoteleigenen Bus, der sie in die nächste Stadt bringt. Die heißt Alanya und ist nicht eine dieser Touristenhochburgen, sonder einen typisch türkische Stadt. Die Eltern und Christoph bummeln gut gelaund durch die Läden und Doreen stöhnt und meckert die ganze Zeit. Mal ist ihr zu warm, dann schmerzen ihr die Füße. Zum Schluss ist sie sauer, dass sie sich nichts kaufen kann. Der Vater will ihr aber absolut kein Geld geben.

Um die Mittagszeit essen sie in einem kleinen, schattigen Kaffee. Der Kellner kann nur Englisch und versteht weder den Vater noch die Mutter, was sie bestellen wollen. Doreen springt ein und gibt die Bestellung auf Englisch auf. Die Eltern sehen dem Ganzen nur mit großen Augen zu und können nichts sagen.
Während sie auf die Bestellung warten, unterhält sich Doreen noch etwas mit dem Kellner. Ihre schlechte Laune verfliegt und seine Kompliment schmeicheln ihr. Die Eltern verstehen von dem allen nichts und Doreen ist im Geheimen schadenfroh. Wenn sie mitbekommen würden, was die beiden bereden, würde Doreen sicher wieder angemeckert werden.

Nach dem Essen fahren sie mit einer Taxe ins Hotel zurück. Der Mutter ist die viele Sonne nicht bekommen. Deswegen muss Doreen auch ihren Bruder etwas hinlegen. Sie ist sauer und beschimpft die Mutter.
„Ich habe auch Urlaub. Ich will nicht die ganze Zeit auf Christoph aufpassen müssen. Außerdem bin ich sechzehn und will nicht dauernd an eurem Rockzipfel hängen.“
Der Vater sagt nur: „Nimm gefälligst Rücksicht auf deine Mutter. Ihr geht es nicht gut. Wir legen uns jetzt zwei Stunden hin und dann gehen wir an den Strand.“
Doreen ihre Laune hebt sich etwas. Doch die nächste Enttäuschung lässt nicht lang auf sich warten.
„Baden wir dann endlich?“ fragt sie.
Der Vater kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und sagt: „Davon habe ich nichts gesagt. Wir gehen etwas spazieren. Schließlich will ich die Gegend auch mal kennen lernen.“
Doreen verdreht die Augen, sagt aber nichts und geht auf ihr Zimmer.

Christoph ist schon nach zehn Minuten eingeschlafen und Doreen weiß nicht, was sie machen soll. Sie setzt sich auf den Balkon und schreibt etwas in ihr Tagebuch:

„Das kann ja wohl nicht war sein. Wir sind im Urlaub und meine Eltern machen Mittagsschlaf, statt sich am Strand zu sonnen. Ich darf natürlich wieder auf Christoph aufpassen. Ich glaube, ich habe hier die größtmögliche Dummheit begangen. Als sechzehnjährige Göre noch mit den Eltern in den Urlaub fliegen. Babysitter kann ich auch zu Hause spielen.
Es ist doch immer das Gleiche. Zu Hause hier es dauernd: „Pass auf deinen Bruder auf!“ Und hier ist es genau das Selbe. Was interessiert mich denn am ersten Tag schon die Gegend vom Hotel. Die lernt man mit der Zeit noch von ganz allein kennen. Obwohl das hier ja sehr schön ist, aber meine Mutter ist an den Kopfschmerzen doch selber schuld. Wenn ich weiß, dass ich schnell einen Sonnenstich bekomme, setzte ich mir doch was auf den Kopf. Aber nein, die Frisur ist mal wieder wichtiger. Und die große Tochter kann ja den Kleinen beaufsichtigen. Ich denke mal, ich bin nicht die Tochter sondern die Dienstmagd oder das Kindermädchen. Wird ein heiterer Urlaub werden. Auf neue Freunde stelle ich mich besser gar nicht erst ein. Mit dem Wanst am Backen lerne ich die sicher nicht kennen.“

Sie hat sich ihre Wut von der Seele geschrieben und jetzt geht es ihr etwas besser. Ihr Bruder ist auch gerade aufgewacht und so vertreiben sie sich die Zeit mit einem Kartenspiel.

Es klopft an der Zimmertür. Ein Kellner vom Hotel steht vor der Tür mit einem Straus Blumen in der Hand.
"Heißt du Doreen?" fragt er.
Doreen weiß nicht, was sie davon halten soll und sagt nur: "Ja!"
"Dann sind die für dich."
Doreen handelt jetzt wie ein automat. Sie nimmt die Blumen entgegen und bedankt sich dafür. Sie vergisst sogar zuf ragen, von wem der Straus eigentlich ist.
Klar ist ihr auf jeden Fall, dass die Eltern von der Sache nichts erfahren dürften. Dazu verbietet sie ihrem Bruder unter Androhung von Schlägen etwas von der Sache zu erzählen.

Es ist Nachmittag und die Familie geht am Strand spazieren. Der Vater will mal da hin und dann wieder dort hin.
Am Strand ist die Hitze nicht so schlimm, aber Doreen ist die ganze Zeit nur am Nörgeln. Sie will sich endlich sonnen und etwas Winterspeck von den Rippen schwimmen. Das Meer ist nicht so wild und das Schwimmen könnte Spaß machen und nicht in einen Kampf gegen die Wellen ausarten.

Erst als der Mutter von der vielen Sonne wieder schwindelig ist, gehen sie zurück ins Hotel. Dort bekommt Doreen Christoph wieder an die Hand mit den Worten, ihm beim Duschen und Anziehen fürs Abendbrot zu helfen. Sie erspart sich einen Kommentar und trottet mit ihrem kleinen Bruder an der Hand durchs Hotelgelände.

Nach dem Essen wollen die Eltern noch ein Stück laufen. Aber Doreen will nur ins kühle Zimmer und schlafen. Da der Bruder auch total kaputt ist, hat sie ihn wieder am Hals. Aber sie ist zu müde, um sich darüber noch zu ärgern.



... Vortsetzung demnächst ...

Veröffentlicht in meine Texte

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post